Freunde, wir müssen reden. Wer schonmal in einer Beziehung war und/oder eine Mutter hat oder hatte, weiss: Jetzt wirds ernst. Es geht nachfolgend um Politk und um noch viel mehr. Beispielsweise um eure Glaubwürdigkeit. Wer nun den Sender wechseln möchte, darf dies gerne tun. Für alle andern, die jetzt weitergelesen haben, eine kurze Einstiegsfrage mit drei simplen Antwortmöglichkeiten: “Glaubst du, dass die Abstimmung über das neue Wassergesetz dazu dienen soll, unser Trinkwasser zu privatisieren?” A) Ja. B) Nein. C) Keine Ahnung, interessiert mich aber auch nicht, ich stimme nicht ab. Du sollst nicht öffentlich beantworten, sondern einfach für dich selbst. So. Wer mich kennt, der weiss, dass ich zwar bürgerlich denke und handle (und politisiert habe), aber grosse Sympathien für linke, grüne und auch mal Meinungen deutlich rechts der Mitte hege. Das geht soweit, dass ich mich in wesentlichen Themenbereichen gegen “meine” FDP wende und oft etwas grüner und etwas linker argumentiere und stimme, als es denen lieb ist – oder insbesondere war, speziell in meiner Zeit als Jungpolitiker. Im liberalen Gedankengut hat sowas Platz. Nun aber zurück zum Thema. Das Mittel der Propaganda zum Zweck der Wahl- und Abstimmungsbeeinflussung ist so alt wie die Politik selbst. Menschenmassen zu manipulieren, um sie für seine eigenen Mittel und Zwecke einzuspannen, ist nichts Ungewöhnliches und auch nichts Neues. Man will schliesslich gewinnen, und dafür braucht es Mehrheiten. Eines der einfachsten Mittel dazu ist die Angst der Bevölkerung. Schürt man Angst, hat man die Massen mit grosser Sicherheit hinter sich. Ob die Ängste gerechtfertigt sind, lässt sich in der Hitze des Gefechts meist nicht mehr überprüfen. Längst sind die Pferde los und nicht mehr zu bändigen. In jüngerer Zeit waren es sehr häufig die SVP und zugewandte Kreise, die gegen jeden und alles hetzte, das kein Schweizerkreuz auf sich trägt (seit der letzten Fussball-WM sogar noch gegen dieses). Minarette sind ein Zeichen der fortschreitenden Islamisierung Europas! Wer gegen die Selbstbestimmungsinitiative ist, befürwortet die Zuwanderung von sieben Milliarden Migranten! Du kannst die Liste bestimmt selber beliebig weiterführen. Jetzt aber endgültig zurück zur Abstimmung zum Wassergesetz. Hier ist es die Linke & Grüne, die zum Mittel der Angstschürung greift, wissentlich Fakenews-Häppchen verbreitet und sich genüsslich zurücklehnt um zu beobachten, wie sich ohne die Aufwendung grosser finanzieller Mittel ein Lauffeuer ausbreitet, das sich selbst mit unserem qualitativ höchstwertigen Wasser nicht mehr löschen lässt. Man streut einfach die Behauptung, die Rechte beabsichtige mit dem neuen Gesetz die Privatisierung unseres Trinkwassers. Und schon schnaubt die Menge: Wollen wir unsere Wasserrechnung demnächst Nestlé bezahlen!? Diese und zahllose weitere haltlose Behauptungen kursieren in den sozialen Medien, dass man als Befürworter bloss noch ungläubig dasitzen und den Kopf schütteln kann. Der Wagen, der da ins Tal runter donnert, lässt sich nicht mehr bremsen. Mit keinem Argument, mit keiner Richtungstellung, mit keinem Fakt, mit keinem Vernünftigen Arument. Ihr, die ihr euch hier leichtgläubig vor den NEIN-Karren habt spannen lassen: Habt ihr euch schon einmal das Gesetz im Detail angeschaut? Lest ihr die Argumentarien der Befürworter? Wisst ihr, dass mit der aktuellen Gesetzeslage ein VIEL GRÖSSERER Anteil unserer Wasserversorgung privatisiert werden könnte? Nein, habt ihr nicht. Das Thema ist längst viel zu emotional, und es ist viel leichter, Videos von grünen PolitikerInnen mit zwei, drei Plattitüden zu verbreiten und selbst lauthals ins “WIR WOLLEN UNSER WASSER BEHALTEN!” Horn zu blasen. Das Clevere an der ganzen Angelegenheit: In zwei Monaten sind Wahlen. Wer hier wem das Wasser abzugraben versucht, wirst du unschwer selbst erkennen. Freunde. Für diese Abstimmung ist der Zug abgefahren. Aber ich bitte euch inständig: Reitet künftig nicht einfach auf einem Propagandaross mit in die Schlacht, sondern macht euch die Mühe und nehmt euch die Zeit, Details und Hintergründen genügend Platz einzuräumen. Hört euch nicht nur diejenigen Argumente an, die euch wohlvertraut sind und in den Kram passen, sondern auch die Gegenseite. Auch wenns unbequem sein sollte. Nur so könnt ihr einen wichtigen Beitrag zur gesunden Demokratie leisten, anstatt Krebsgeschwüre zu nähren und Geister zu beschwören, die sich hinterher nicht mehr zügeln lassen. Allen, die bis zum Ende mitgelesen haben: Danke für die Aufmerksamkeit. Habt ein schönes Wochenende. Nächstes Mal mache ich wieder Spass, versprochen.

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